Hoch über den Wolken mit der Shamisen
Als ich mit meiner Shamisen das erste Mal mit dem Flugzeug auf Reisen ging, musste ich mir keine großen Gedanken machen, weil ich eine Mitsuori-Shamisen hatte (also mit in drei Teile zerlegbarem Hals) und sie sowieso immer in meinem kleinen Shamisen-Rucksack verstaute, der genau den Bestimmungen für Handgepäck auf Flugreisen entspricht. Erst viel später kaufte ich mir einen langen Koffer, in dem ich die Shamisen zusammengebaut transportieren konnte. Ich gewöhnte mich ganz ganz schnell an den Luxus und stand bereits bei der nächsten Reise vor der Frage, ob ich mein Instrument wirklich auseinander bauen will, oder ob ich es nicht so komfortabel einfach im langen Kasten mitnehmen kann.
Kompakt, sicher, einfach: Der Shami-Rucksack
Die Reise mit dem kleinen Shamisen-Rucksack, in dem der Hals in drei Teilen transportiert wird, ist eine idiotensichere Reiselösung. Wer noch nie davon gehört hat, sollte sich das Modell mal genauer anschauen, beispielsweise bei Shamisen Katoh. Der Shami-Rucksack ist wirklich ein praktischer Wegbegleiter und hat kaum Eigengewicht. Er entspricht in seinen Maßen den Handgepäcksbestimmungen von Fluggesellschaften, ist kompakt und knuffig und hat verstaubare Rucksackriemen. In dem Rucksackriemenfach kann man außerdem perfekt knickfrei seine Noten unterbringen.
Innen ist der Rucksack mit Styropor gepolstert und hat ein schönes samtenes Innenfutter. Für jedes Einzelteil gibt es eine entsprechende Aussparung. Im Deckel gibt es ein Fach für das Bachi (es könnten sogar zwei reinpassen) und für Saiten, Yubisuri, Stimmgerät und anderen Kleinkram.
Klein aber oho! In diesem Rucksack ist das Instrument gut geschützt und platzsparend untergebracht. © Su Bunjamin
Im Deckel ist Platz für Bachi, Yubisuri, Saiten, Stimmgerät, Taschentücher und Krimskrams. © Su Bunjamin
Für jedes Teil gibt es eine passende Aussparung, sodass die Einzelteile nicht lose durch die Gegend wirbeln. © Su Bunjamin
Komplett befüllt bleibt sogar noch Platz für dünne Kleidung oder gut verpackte Snacks! © Su Bunjamin
Im Idealfall kommt das Instrument mit passenden Schutzkappen für die Verbindungen des Sao daher. Wenn nicht, sollte man zusätzlich abpolstern. © Su Bunjamin
Wenn möglich, die Teile noch in entsprechende weiche Stoffhüllen einschlagen (DIY oder gekauft oder improvisiert), um das Holz zusätzlich zu schützen. © Su Bunjamin
Aber… nicht jeder hat so einen Shami-Rucksack. Das stimmt! Und meistens entdeckt man so tolle Sachen auch erst so kurz vor der Reise, dass man – selbst wenn man die finanziellen Ressourcen aufbringen kann – den Rucksack nicht rechtzeitig geliefert bekommen kann. Aber zum Glück wird Kreativität in diesem Falle belohnt! Man kann sein Instrument mit etwas organisatorischem Geschick und einfallsreichen Polsterungsmöglichkeiten auch in einem geräumigen Rucksack oder Rollköfferchen unterbringen – DIY Shami-Rucksack sozusagen. Das wichtigste ist, dass der Rucksack oder kleine Rollkoffer in seinen Abmessungen den Hangepäcksbestimmungen entspricht. Auch hier unterscheiden sich die Fluggesellschaften in ihren Regelungen. Beispielsweise sinde es bei Qatar Airways, Finnair, British Airways und easyJet 56 x 45 x 25cm, bei AirFrance und KLM sind es beispielsweise nur 55 x 35 x 25cm. Man sollte also immer vor dem Buchen die aktuellen Handgepäcksbestimmungen der jeweiligen Airline konsultieren. Am Ende des Artikels findet ihr Links zu den Handgepäcksbestimmungen und Instrumentenregelungen der gängigen Fluggesellschaften.
Der Dou sollte sorgfältig eingewickelt werden und nicht nur vor Stößen geschützt sein, sondern auch vor Feuchtigkeit. Das letzte Stück vom Hals, das im Dou steckt, kann und sollte man ab besten stecken lassen und gut abpolstern. Die Enden des auseinander gebauten Sao lassen sich gut und kostengünstig mit gepolsterten Küchenrollen- oder Klopapier-Hülsen, oder aber Rohrisolierung vor Bruch schützen. Die Itomaki sollten am besten aus dem Tenjin genommen und separat verstaut werden (passen hervorragend in Socken) und der Tenjin gut gepolstert sein (auch hier: Socken yay!). Jedes einzelne Holzstück dann in ein T-Shirt wickeln und voila, fertig ist das DIY-Shami-Pack. Aber… nicht jedes Instrument lässt sich zerlegen.
Allzeit bereit – Reisen mit dem Longcase
Es gibt viele gute Gründe, sein Instrument im Longcase mitnehmen zu wollen. Der ultimative Grund: Der Hals lässt sich nicht zerlegen. Aber selbst wenn es praktisch möglich ist, sind einige Exemplare schlichtweg sehr schwierig zu handhaben beim Auseinanderbauen, oder vielleicht hat man selbst schon angeschlagene Hände und möchte zusätzliche Belastungen vermeiden. Oder das Instrument muss am Zielort viel ein- und ausgepackt werden und es ist schlichtweg praktischer, seine Shamisen zusammengebaut zu lassen.
Jede Fluggesellschaft hat Regelungen zur Mitnahme von Musikinstrumenten. Leider hat jede Fluggesellschaft seine eigenen Regelungen zur Mitnahme von Musikinstrumenten. Am Ende habe ich für euch in der Info-Box Links zu den Bestimmungen der wichtigsten Fluggesellschaften für die Mitnahme von Musikinstrumenten aufgelistet. Als Beispiel-Instrument werden normalerweise Geigen und Querflöten angeführt. Also.. Ich denke, dass niemand, der Querflöte spielt, sich jemals Gedanken gemacht hat, ob er sein Instrument mit ins Handgepäck nehmen kann. Denn Querflöten kommen in einem wiiiinzigen Köfferchen daher. Da pfeift kein Schwein nach. Geigenkoffer sind wenigstens größer als die zulässigen normalen Rucksäcke. Die magische Grenze in den mal mehr und mal weniger präzisen Richtlinien liegt meistens bei 105cm Länge oder dem schwammigen “muss unter den Sitz oder ins Gepäckfach passen”, ohne dass einem irgendjemand Auskunft darüber geben könnte oder wollte, was das denn nun in Zentimetern bedeutet. Eine gefährliche Grauzone also. Doch selbst wenn die Shamisen im Longcase laut Gepäckbestimmungen an Bord als Handgepäck zugelassen ist, ist es immer eine Ermessensentscheidung der Flugbegleiter. Das bedeutet, dass man nicht darauf bestehen kann, dass das Instrument als Handgepäck mit in die Kabine darf. Ist das Instrument laut Gepäckbestimmungen als Handgepäck zugelassen, sollte man sich bemühen, beim Boarding möglichst weit vorne in der Schlange zu stehen. Ist das Flugzeug sehr voll, sind die Leute, die hinten in der Schlange stehen, natürlich immer diejenigen, die ihr Gepäck dann doch aufgeben müssen.
Deshalb: Immer auf’s Worst Case Szenario vorbereiten: Das Baby muss als Gepäck aufgegeben werden und landet imFrachtraum!
Tipp, wenn man es an Bord geschafft hat, aber die Gepäckfächer voll sind: Faltbare Kinderwagen finden in der Kabine auch immer Platz. Jede große Maschine hat einen Schrank, in dem solche Dinge verstaut und Mäntel aufgehängt werden. Da hatte ich auch meinen Hals von den Flugbegleitern unterbringen lassen, als ich aus Kalifornien zurück nach Berlin reiste. Aber es gibt keinen Garant für so ein Plätzchen. In dem Fall helfen einem die Flugbegleiter dabei, anderer Leute Rucksäcke sanft wegzuschieben und Platz zu machen für den langen Kasten.
Das A-B-C der Sicherheit im Frachtraum
Beleuchten wir kurz, warum der Transport im Frachtraum überhaupt problematisch ist:
a) Hohes Temperaturgefälle gefährdet Haut und Holz, denn im Frachtraum wird es während des Fluges sehr kalt.
b) Instrument kann stark erschüttert werden, weil Gepäck gerne ruppig durch die Gegend geschleudert wird.
c) Decke des Koffers kann eingedrückt werden, wenn er unter anderem Gepäck begraben wird oder ein Koffer mit einer harten Ecke ungünstig drauf landet.
Entgegen meiner Vermutung, dass das Temperaturgefälle besonders schlimm ist für Haut und Holz, sind scheinbar die Erschütterungen beim nicht sorgsamen Verfrachten des Koffers die größere Herausforderung für das Instrument. Die Gefahrenquelle erkannt können wir verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Risiken so weit wie möglich zu begrenzen und ohne Bauchschmerzen den Flug zu überstehen.
A. Am sichersten ist es, wenn man den Dou separat in Rucksack im Handgepäck mitnimmt. Einerseits erleidet die Haut dann keinen so schlimmen Temperaturschock, andererseits ist die Gefahrenquelle eines ruckelnden Nakago (der Teil des Halses, der im Korpus steckt) eliminiert.
B. Itomaki aus dem Tenjin nehmen. Eliminiert das Risiko, dass die Wirbel abbrechen.
C. Alles gut einwickeln und abpolstern, sodass minimaler Spielraum zum Wackeln und Ruckeln besteht und die Wände des Kastens durch den Widerstand nicht so weit eingedrückt werden können. Den Tenjin mit besonderer Sorgfalt abpolstern. Ausgezeichnet eignet sich dafür die frische Kleidung, die man sowieso mit auf die Reise nimmt.
Klein aber Oho: Das Bachi
Das Bachi, oh das Bachi. Ich muss das Bachi bei jeder Kontrolle auspacken, obwohl ich ein durchsichtiges Bachi aus Acryl ohne Bekko-Muster und ohne Gewicht im Griff benutze. Warum? Weil es einfach krass aussieht. Und weil Die Leute, die das Gepäck durchleuchten, ganz normale Menschen sind, die sich freuen, mal etwas spannendes Neues zu sehen. Und weil die Mischung aus Langeweile und Neugier nunmal immer wieder zu diesem Szenario führt. Da mein Bachi komplett unproblematisch ist und auch die ecken vom Spielen schon sanft abgerundet (sprich: gut abgewetzt) sind, kann ich relativ schnell glaubhaft vermitteln, dass ich es an Bord nicht als gefährliche Waffe zu nutzen gedenke. Ich habe immer mehrere Fotos von Shamisen spielenden Leuten (am besten man selbst) und ein Video von jemandem, der Shamisen spielt, auf meinem Telefon. Hilfreich sind auch Flyer oder Visitenkarten, auf denen Shamisen draufsteht oder ein Instrument abgebildet ist (möglicher positiver Nebeneffekt: frisches Blut für die Shami-Community). Erklärt einfach dem Personal freundlich, dass euer Bachi aus Acryl (und ggf Holz) ist wie schwer es am Anfang zu handhaben ist, und dass der Bleikern, sofern ihr einen habt, es euch erleichtert, kräftig in die Saiten zu schlagen. Empfehlt ihnen außerdem einen besonders coolen Shamisen-Clip auf YouTube.
Relevante Gepäckbestimmungen großer Fluggesellschaften
Regelungen zu Musikinstrumenten
Japan Airlines JAL innerhalb Japans
Japan Airlines JAL international
Lasst mich wissen, was ihr denkt!
Ich bin wahnsinnig aufgeregt, dieses Projekt hier auf die Beine gestellt zu haben und freue mich über jedes Feedback! Fandet ihr etwas besonders interessant, wollt ihr Artikel, die tiefer in die Materie eintauchen? Ist irgendetwas verwirrend? Ich brauche euer Feedback, um meine Artikel und Angebote für euch so informativ und praktisch wie möglich zu machen, also nicht lange zögern, einfach direkt anschreiben! Ihr findet mich auch auf Facebook und Instagram - Links dazu ganz unten in der Fußleiste!