Shamisen von A wie Azuma Sawari bis Z wie Zagane
Die Sprache dient der Vermittlung von Bedeutung zwischen zwei oder mehr Individuen. Ich bin daher der Auffassung, dass es völlig legitim ist, die Teile nicht bei ihrem japanischen Namen zu nennen, sondern sie kreativ zu umschreiben, ihnen Spitznamen zu geben und dem ganzen einen charmanten Touch zu geben – so lange das Gegenüber am Ende weiß, wovon man spricht. Insidersprech, das fernab von Konventionen hat seine Berechtigung, stellt sich aber als wenig hilfreich heraus, wenn man es mit Leuten zu tun hat, die nicht eingeweiht sind und man ihnen aber dringend genau darstellen möchte, was man mitzuteilen hat.
In diesem Fall kann man sich auf die japanischen Begriffe verlassen, die auch internationale Shamisen-Spieler und -Kenner kennen und gebrauchen. Es ist ein bisschen wie wenn sich Wissenschaftler treffen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, sich aber mit Händen, Füßen, rollenden Augen und den für ihr Fach üblichen Fachbegriffen (meist Altgriechisch oder Latein) behelfen und verständigen. Daher vorab ein paar kleine Tips zur Aussprache! Das S wird im Japanischen immer scharf ausgesprochen, also wie das ß in Maß. Das Z wird wie in weiches deutsches S ausgesprochen, wie das S in Sahne. O und U hintereinander (ou) sind die Umschrift für ein langes O (doukake wird also „dohkake“ ausgesprochen). CH klingt wie „tsch“ in „matschig“. Betonungen sind im Japanischen etwas knifflig, aber tendenziell eher die erste Silbe betonen als irgendeine andere, also beispielsweise azuma sawari und nicht azuma sawari.
tenjin = Kopf 天神
itomaki = Wirbel 糸巻
azuma sawari = einstellbarer Fortsatz, um das Schnarren auf ichi no ito zu erzeugen あずま触り
ito = Saite 糸
ichi no ito = erste Saite (die dicke Saite) 一の糸
ni no ito = zweite Saite (die mittlere Saite) 二の糸
san no ito = dritte Saite (die dünne Saite) 三の糸
sao = Hals 棹
doukake = Korpus-Schutz, der die Haut des Instruments vor der Haut des Spielers schützt 胴掛
dou = Korpus 胴
neo = Knoten, an dem die Saiten besfestigt sind 音緒 音Ton/Klang 緒 Schnur
Einzelne Teile des Tenjin haben wiederum separate Bezeichnungen. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, sind folgende Begriffe doch nützlich, auch gerade wenn es um Reparaturen geht:
ebio: gerundetes Endstück des tenjin
itomaki: Wirbel
zagane: metallene Schutzhülse, in die die Itomaki eingepasst werden
kamigoma: metallener Steg am oberen Ende des Sao/am Übergang zum tenjin
azumasawari: mit Schraube justierbare Kante, um das Surren sawari auf ichi no ito zu erzeugen
chibukuro: unterster Teil des Tenjin, der mit dem Sao verbunden ist
Im Bereich des dou lohnt es sich auch, noch etwas detaillierter in die Bezeichung der einzelnen Teile gehen. Das Bild zeigt die Unterseite des dou in der Seitenansicht.
hatomune: Übergang zwischen Griffbrett und dou
saruo: Übergang zwischen dem unteren Teil des sao und dem dou
hizagomu/dou gomu: aufklebbares Gummi-Rechteck, damit das Instrument nicht vom Schenkel rutscht
nakagosaki: der Teil des Halses, der aus dem Korpus wieder hervortritt. Bei Tsugaru Shamisen meist mit metallener Hülse verstärkt
Musik muss sein
Wie wir verlernten, musikalisch zu sein
Perfektionismus und Anspruch
Perfektionismus ist bei Ingenieuren, Chirurgen, in Atomkraftwerken und in anderen kleinen gesellschaftlichen Teilbereichen sicherlich anzustreben. Falsch ist aber, den Umkehrschluss zu ziehen, das alles, was nicht (zumindest annähernd) perfekt ist, unzureichend, minderwertig, schwach oder falsch ist.
Musik kann jeder
Zu allem sage ich: Nein. Nix aber. Nix da “ich kann nicht”. Und vor allem: Das ist die falsche Einstellung. Wenn man etwas schaffen möchte, sich aber jeden Schritt des Weges selbst klein redet und von allen Menschen am meisten davon überzeugt ist, dass man es nicht kann, nicht schafft, nicht dazu fähig ist, dann ist das Selbstmanipulation. Das abzulegen ist nicht einfach. Sachen, die sich einmal festgesetzt haben, zu verlernen ist manchmal schwieriger als Sachen neu zu lernen. Aber es ist befreiend, es öffnet so viele neue Möglichkeiten, führt zu so viel Freude.
Ich will gar nicht davon anfangen, welche Studien das in welcher Form bestätigen und untermauern, denn wie wir mittlerweile wissen, lassen sich Leute von Fakten und Studien nicht überzeugen. Wie wäre es mit meinem gesunden Menschenverstand, meiner Erfahrung, und all den glücklichen Menschen, denen ich die Augen schon ein Stück geöffnet habe? Warum nicht einfach mal auf das Bauchgefühl hören? Denn jeder will doch, dass das wahr ist, das er fähig ist, dass er es kann, dass er es einfach nur tun muss. Das soll kein Plädoyer à la "Jedes Kind ist hochbegabt" sein, denn diese Auffassung vertrete ich absolut nicht. Aber Musik ist etwas, das uns so tief eingeschrieben ist.. Ich sage nicht, dass jeder Profimusiker werden kann und/oder sollte. Macht Musik vor allem für euch selbst. Wenn euch danach ist, macht Musik für andere. Aber macht Musik. Egal in welcher Form, in welchem Ausmaß.
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